GEGENARGUMENTE   

Die „GEMEINWOHL-ÖKONOMIE“ von Christian Felber

Von der Behauptung, das Gemeinwohl wäre schon seit Urzeiten das zentrale Ziel des menschlichen Zusammenlebens, über allerlei falsche Bestimmungen des Kapitalismus zur Behauptung, das wahre Gemeinwohl bestünde in allseits gelebter Moral

 

Teil I

 

1.      Das Gemeinwohl – von allen gewollt, trotzdem nicht verwirklicht!

 

Christian Felber stellt sein Modell der Gemeinwohlökonomie in seinen Referaten und Interviews regelmäßig als Einlösung dessen vor, was immer schon alle wollten, aber nie verwirklichten.

 

Das Gemeinwohl ist schon seit Urzeiten, jedenfalls seit Aristoteles, das zentrale Ziel des menschlichen Zusammenlebens. Es ist auch in der Demokratie ein zentraler Wert und es steht auch in der Bayrischen Verfassung, dass alle wirtschaftliche Tätigkeit das Gemeinwohl zum Ziel hat. Trotzdem haben wir keine Gemeinwohlwirtschaft bisher – was sehr verwunderlich ist und meine Auslegung ist, dass das Wirtschaftssystem, das wir derzeit haben, nicht zu unserer Verfassung passt.“ (Christian Felber im Interview mit Teresa Arrieta)

 

Obwohl schon seit Urzeiten alle das Ziel Gemeinwohl verfolgen, ist es trotzdem nicht verwirklicht. Alle großen Denker – von Aristoteles über Thomas von Aquin bis zu Hayek und sogar Karl Marx – hätten so wie er das Gemeinwohl als Ziel des menschlichen Zusammenlebens formuliert und obwohl es sogar in der bayrischen Verfassung steht, existiert bis heute keine Gemeinwohlökonomie.

 

Wenn angeblich alle immer schon das Gemeinwohl wollen, es bis zum heutigen Tag aber trotzdem nicht verwirklicht ist, sollten eigentlich Zweifel an dieser Ausgangsbehauptung aufkommen: Vielleicht stimmt ja diese Behauptung, alle wollen das Gemeinwohl, gar nicht oder – eine andere Möglichkeit - alle aufgeführten Personen meinen mit Gemeinwohl was anderes. Vielleicht hat insbesondere das in Demokratie und bayrischer Verfassung intendierte Gemeinwohl einen völlig anderen Inhalt, als es Christian Felber vorschwebt.

 

Fällig wäre in jedem Fall, sich Klarheit zu verschaffen - über den Inhalt der Forderungen der Philosophen ebenso wie über die Zwecke der vorfindlichen Art und Weise des Wirtschaftens. Diese Untersuchung würde dann ergeben, was jeweils mit Gemeinwohl gemeint ist und inwiefern dieses Gemeinwohl verwirklicht ist oder nicht.

 

Christian Felber hat sich zu einem diametral entgegengesetzten Vorgehen entschieden. Er wundert sich, warum das Gemeinwohl noch nicht verwirklicht ist. Indem er so – in Form des Wunderns - daran festhält, dass sich die Welt wenn schon nicht wirklich, so doch wenigstens eigentlich – in der Form des Konjunktivs also - um seine Vorstellung von Gemeinwohl dreht, verwandelt er das, worum sich die Welt gewusstermaßen nicht dreht, in etwas, das verhindert wird.

 

Hat man sich einmal zu dieser Vorgehensweise entschieden, sucht man endgültig nicht mehr nach Gründen für das was läuft, sondern nach Hindernissen für die zuvor der Wirtschaft freihändig unterstellten guten Absichten. Dies ist eine durchgängige Methode im Buch von Christian Felber. Von keinem Stück Welt erfährt man, was es ist, welche Zwecke es hat. Die monotone Auskunft die man erhält, lautet, alle Institutionen von Staat und Wirtschaft: die Freiheit, das Eigentum, der Markt, das Geld, die Banken usw. entsprechen nicht ihrem eigentlichen Wesen bzw. werden ihrer eigentlichen Aufgabe nicht gerecht. Nichts funktioniert wie es soll. Beinahe alles ist in der Krise.

 

2.      Die Welt, eine einzige Krise

 

Als Beleg für die fehlende Verwirklichung des Gemeinwohls verweist Christian Felber auf den Zustand der Welt. Die befände sich nämlich in einer einzigen großen Krise:

 

Die gegenwärtige Form des Wirtschaftens , die kapitalistische Marktwirtschaft hat eine gefährliche Krisenlandschaft geschaffen: Finanzblasen, Arbeitslosigkeit, Verteilungskrise, Klimakrise, Energiekrise, Hungerkrise, Konsumkrise, Sinnkrise, Demokratiekrise …“ (Christian Felber, „Gemeinwohlökonomie“, S 7)

 

Es ist das eine, Arbeitslosigkeit, ein Nebeneinander von extremer Armut und immensem Reichtum, Hunger, die Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen usw. zu registrieren. Da wäre es fällig, nach den Gründen zu fragen. Man würde feststellen, es handelt sich durchwegs um notwendige Resultate kapitalistischen Wirtschaftens. Was völlig anderes ist es aber, dieses weltweit zu registrierende Elend als „Krisen des Kapitalismus“ zu begreifen. Dabei findet nämlich eine Uminterpretation statt, deren Begriff darin besteht, dass Resultate des Kapitalismus in Probleme verwandelt werden, die er zu lösen hat.

 

Arbeitslose etwa schafft der Kapitalismus weil die Einsparung von Lohnkosten ein Erfolgsmittel dieser Wirtschaftsweise ist. Von wegen daher, Arbeitslosigkeit wär ein Krisenanzeichen. Alles, was man braucht, muss man in der Marktwirtschaft kaufen. Damit ist umgekehrt klar, Bedürfnisse, denen die Zahlungsfähigkeit abgeht, werden in ihr nicht bedient. Weltweiter Hunger bis zum Verhungern ist die Konsequenz. Von wegen in der Marktwirtschaft würde verteilt. Was aber gar nicht passiert, kann schlecht in einer Krise sein. Von wegen daher Hunger- und Verteilungskrise! Finanzblasen schließlich gehören zum Kreditsystem notwendig dazu. Kredit ist immer Spekulation auf künftige Erträge. Die Idee sicherer Kredite ist daher ein Unding.

 

Die Finanzkrise und die darauffolgenden Rettungspakete waren ein Crash-Kurs in Sachen Marktwirtschaft und was den Kapitalismus tatsächlich in eine Krise stürzt. Krise herrscht dann und nur dann, wenn der Zweck des kapitalistischen Systems, aus Geld mehr Geld zu machen, nicht mehr aufgeht. Wenn die Geldvermehrungsmaschinerie des Finanzsektors nicht funktioniert, steht das gesamte ökonomische Leben der Nation auf dem Spiel. Mit den staatlichen Rettungspaketen soll dieser daher wieder auf die Sprünge geholfen werden. So manches an realem Reichtum wird dafür geopfert - Verarmung weiter Bevölkerungsteile inklusive, nicht nur in Griechenland, Irland und Portugal.

 

Armut, Hunger, Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen usw. sind also keine „Krisen des Kapitalismus“ sondern Mittel und Begleiterscheinung davon, worum es in ihm geht, was seinen Erfolg ausmacht – aus Geld mehr Geld zu machen. Diesbezüglich ist der Kapitalismus genau besehen eine einzige Erfolgsgeschichte. Nichts was mit Gewinn herzustellen geht, das nicht hergestellt würde. Es gibt massenhaft Reichtum. Kein Mensch, keine Region dieser Erde kommt dem aus, Mittel kapitalistischer Geschäftemacherei zu sein. Dass die gewöhnlichen Leute weltweit dabei nicht gut wegkommen, ist unstrittig richtig, nur darf man diesen Umstand doch nicht unmittelbar damit gleichsetzen, dass der Kapitalismus nicht erfolgreich und in einer einzigen großen Krise wäre.

 

3.      Die Menschen, durch falsche Leitsterne zu Konkurrenz und Gewinnstreben verführt!

 

Christian Felber möchte all das genau andersherum gesehen haben. Für ihn handelt es sich bei Arbeitslosigkeit, Hunger, Armut, Naturzerstörung usw. nicht um Resultate von Politik und Wirtschaft, sondern um Probleme, denen sich die Politik gegenübersieht. Probleme, die einer verfehlten Anreizstruktur des Wirtschaftssystems geschuldet seien, die die Menschen zu Konkurrenz und Gewinnstreben motiviert:

 

Alle diese Krisen hängen miteinander zusammen, sie sind auf eine gemeinsame Wurzel zurückzuführen: die fundamentale Anreizstruktur unseres gegenwärtigen Wirtschaftssystems: Gewinnstreben und Konkurrenz. Diese Kernmotivation fördert egoistisches und rücksichtsloses Verhalten, lässt zwischenmenschliche Beziehungen scheitern und gefährdet den seelischen, sozialen und ökologischen Frieden.“ (ebenda, S 7)

 

Die Behauptung lautet: Die gemeinsame Wurzel des Übels läge nicht in den Elementen der Marktwirtschaft, nicht im Eigentum, nicht im Geld und auch nicht im Gewinn, sondern in der Art und Weise wie die Akteure damit umgingen. Der Grund der aufgezählten Missstände wird damit in das menschliche Verhalten verlagert – in Rücksichtslosigkeit und Egoismus. Das gegenwärtige System reize die Menschen zu Gewinnstreben und Konkurrenz an! Konkurrenz und Gewinnstreben wird damit zum Inhalt der menschlichen Handlungen erklärt.

 

Ist damit das, was die Menschen im Kapitalismus treiben, eigentlich richtig bestimmt? Kann man sich so einfach vornehmen, konkurrieren zu wollen? Stellt sich die Frage, was ist Konkurrenz? Wirtschaftliche Konkurrenz bezeichnet den Umstand, dass sich die Interessen der Menschen auf die gleiche Sache richten, wobei diese Interessen so beschaffen sind, dass jeder zu seinem Nutzen nur dadurch gelangt, dass er andere schädigt. Der Nutzen des einen geht auf Kosten des Nutzens der anderen - kurz, dass die Interessen der Menschen in einem gegensätzlichen, einem antagonistischen Verhältnis zueinander stehen.

 

Wäre der Zweck der Wirtschaft die Versorgung, wüsste man gar nicht, was Konkurrenz in diesem Zusammenhang soll. Dann stünden die Bemühungen der verschiedenen Menschen nicht in einem Ausschließungs- sondern in einem Ergänzungsverhältnis, keine Spur eines Antagonismus der Interessen.

 

Konkurrenz gibt es nur dann, wenn die verfolgten Interessen selber schon in einem solchen antagonistischen Verhältnis zueinander stehen. Dann nimmt man sich aber nicht vor, zu konkurrieren, sondern man steht in Konkurrenz. Konkurrenz ist nicht etwas, das man sich vornehmen oder auch wieder bleiben lassen kann, sondern sie ergibt sich aus den Interessen, um die sich die Wirtschaft dreht. Dann ist aber der Grund der Konkurrenz und übrigens auch ihre Verlaufsform in der Verfasstheit der Wirtschaft zu suchen und nicht in der Motivation der Menschen, die sie bei gutem Willen oder den richtigen Anreizen auch anders setzen könnten.

 

*

 

Das möchte Christian Felber genau umgekehrt gesehen haben: Der Grund der Krisen liegt für ihn nicht in der Warenproduktion, nicht im Geld, nicht im Gewinn, um dessentwillen in der Marktwirtschaft einzig und allein produziert wird. Die Schädlichkeit der verfolgten Interessen soll ihren Grund also nicht in dem haben, worauf sie sich richten, sondern darin, dass die Menschen sich auf Grund äußerer Anreize und zu ihrem eigenen Schaden dazu entschieden haben, diese in Konkurrenz zueinander zu verfolgen. Gerade so, als ob man mit Ware, Geld und Kredit ganz nach Belieben auch völlig anderes umgehen könnte.

 

*

 

Dass die Behauptung, Konkurrenz und Gewinnstreben, wären die Kernmotivation des wirtschaftlichen Handelns der Menschen, nicht stimmt, kann man leicht einsehen, wenn man sich die Lage der dramatis personae der Wirtschaft vergegenwärtigt.

 

Der Zweck der Arbeitnehmer ist mit Garantie nicht, zu konkurrieren. Schon gar nicht streben sie nach Gewinn – jedenfalls nicht nach dem, was in der Wirtschaft Gewinn ist. Die Arbeitnehmer brauchen einen Arbeitsplatz, heißt es von Wirtschaftskammer bis Gewerkschaft. Die Wahrheit ist auch das nicht. Tatsächlich brauchen sie einen Arbeitsplatz nur, weil sie ein Einkommen brauchen, verfügen sie doch über kein nennenswertes Eigentum, das ihnen eine Alternative ließe.

 

Mit diesem ihrem Interesse an einem Arbeitsplatz stehen sie tatsächlich in Konkurrenz zu ihresgleichen. Unmittelbar kenntlich ist aber, dass diese Konkurrenz gar nicht ihr eigenes Werk ist. Das ist auch keine Frage falsch oder ungünstig gesetzter Anreize. Es verhält sich umgekehrt: diese Konkurrenz wird ihnen von der Gegenseite – von den Unternehmern – aufgemacht. Sie ist nicht ihr Werk, sie werden in Konkurrenz gestellt. Leicht kenntlich ist sie das Mittel der Unternehmer.

 

Deren Interesse an Arbeitsplätzen ist ein sehr relatives, auch wenn es immer heißt, ihr Beruf wäre die Schaffung von Arbeitsplätzen. Arbeitsplätze sind für sie nämlich nur dann von Interesse, wenn die Arbeit an ihnen sie selber bzw. ihr Unternehmen reicher macht. Sie investieren, geben unter anderem Geld für Löhne aus, um diesen Geldvorschuss vermehrt zurückzuerhalten. Das liegt in der Natur des Reichtums, um den sich unsere Ökonomie dreht – um Geldreichtum. Wer genug davon hat, investiert es. Er lässt andere gegen Lohn unter seinem Kommando arbeiten mit dem Ergebnis, dass er aus Investition, Produktion und Verkauf der Produkte reicher dasteht, als zu Beginn.

 

Dieser Zweck gelingt naturgemäß umso besser, je billiger die Arbeitskräfte sind, je geringer der am Arbeitsplatz verdiente Lohn ist. Der Lohn ist die negative Größe unserer Wirtschaft. Es ist kein Zweck der Wirtschaft, den Lohnabhängigen einen Lebensunterhalt zu verschaffen. Lohn wird nur gezahlt, wenn und insoweit diese Ausgabe sich für das Unternehmen rentiert. Als Lohnkost steht er in einem negativen Verhältnis zu der Größe, auf die es wirklich ankommt, zum Gewinn. Unternehmer vergleichen daher Arbeitnehmer immer unter dem Gesichtspunkt der Lohnkost und eröffnen damit die oben angeführte Konkurrenz der Arbeitnehmer.

 

Unternehmen konkurrieren. aber auch die Unternehmer haben nicht den Zweck, zu konkurrieren. Richtig ist, sie machen sich wechselseitig den Erfolg streitig. Sie konkurrieren um die begrenzte Zahlungsfähigkeit am Markt. Das ist aber nicht ihrem Konkurrenzbedürfnis geschuldet, sondern der Natur des ökonomischen Erfolges, um den es in der Marktwirtschaft geht - Vergrößerung des in Geld gemessenen Reichtums. Sie sind nicht zu Konkurrenz angereizt sondern sie verfolgen ihr Interesse – die Vermehrung ihres Geldreichtums – und geraten dabei unweigerlich in Konkurrenz zu ihresgleichen. Das Unternehmen gehört zu den Gewinnern, dem es besser gelingt, als den anderen, die Arbeit der Arbeitnehmer in den Dienst der eigenen Reichtumsvermehrung zu stellen.

 

Dass auch diese Konkurrenz nicht dem ursprünglichen Bedürfnis der Unternehmer entspringt, merkt man noch einmal an deren Klagen. Kein Unternehmer, der nicht auf den Zwang der Konkurrenz verweist, wenn er wieder einmal Entlassungen anordnet. Freilich ganz ehrlich ist dieser Verweis nicht. Richtig ist, der ökonomische Zweck Geldvermehrung ist objektiv. Er muss das Nötige tun, will er in der Konkurrenz bestehen. Gelingt ihm dies nicht, wird das Unternehmerrisiko schlagend – der Unternehmer findet sich in den Reihen der Arbeitnehmer wieder.

 

Wenn Arbeitnehmer um einen Arbeitsplatz konkurrieren, ist ihr einziges Konkurrenzmittel das Versprechen an den Unternehmer, nützlicher zu sein als die anderen: Lohnverzicht, mehr Leistung um dasselbe Geld usw. Bei Unternehmen bedeutet Konkurrenzerfolg hingegen, dass ihnen ihr eigener Erfolg – Gewinn – besonders gut gelingt.

 

*

 

Es ist ein Unterschied ums Ganze, ob man Konkurrenz und Gewinnstreben kritisiert oder den Kapitalismus. Wer die Marktwirtschaft kritisiert, weil in ihre Berechnungen nur das zahlungsfähige Bedürfnis eingeht oder weil in ihr der Lohn – das Lebensmittel der Arbeitnehmer – eine Kost ist, möchte diese Wirtschaftsweise abschaffen. Wer stattdessen die Konkurrenz zum Übel erklärt, kritisiert nicht die Marktwirtschaft, sondern den Umgang der Menschen mit dem Markt. Wer den Gewinn kritisiert, möchte ihn abschaffen, wer das Streben nach ihm kritisiert, möchte dieses Gewinnstreben zähmen, hat also nichts gegen Gewinn.

 

4.      Was der Marktwirtschaft fehlt, sind die richtigen menschlichen Werte

 

Merkwürdig: Obwohl Werte die Grundorientierung, die „Leitsterne“ unseres Lebens sein sollten, gelten heute in der Wirtschaft ganz andere Werte als in unseren alltäglichen zwischenmenschlichen Beziehungen. In unseren Freundschafts- und Alltagsbeziehungen geht es uns gut, wenn wir menschliche Werte leben: Vertrauensbildung, Ehrlichkeit, Zuhören, Empathie, Wertschätzung, Kooperation, gegenseitige Hilfe und Teilen. Die „freie“ Marktwirtschaft beruht hingegen auf den Grundwerten Gewinnstreben und Konkurrenz. Die Kombination aus Gewinnstreben und Konkurrenz befördert jedoch Egoismus, Gier, Geiz, Neid, Rücksichtslosigkeit und Verantwortungslosigkeit. Dieser Widerspruch ist nicht nur ein Schönheitsfehler in einer komplexen oder multivalenten Welt, sondern eine kulturelle Katastrophe; er spaltet uns im Innersten – sowohl als Individuen als auch als Gesellschaft.“ (ebenda, S 10)

 

Die Behauptung lautet, was in der Wirtschaft fehlt, seien die richtigen Werte: statt Gewinnstreben und Konkurrenz Vertrauensbildung, Empathie, Teilen, Kooperation usw. Würden die Menschen einander auch im Wirtschaftlichen vertrauen, würden sie teilen und solidarisch sein, dann wäre das Gemeinwohl realisiert, wären Krisen zu vermeiden und würden – wie angeblich im Privaten – auch die wirtschaftlichen Beziehungen gelingen. Schaut man sich diese „guten“ Werte an, drängen sich sofort eine Reihe von Fragen auf.

 

*

 

Es scheint notwendig darauf hinzuweisen, warum Menschen wirtschaften, was Gegenstand des Wirtschaftens ist. Da geht es nicht um Werte sondern um so banale Dinge wie, woher kommen Brot, Wurst und Käse oder auch das Müsli fürs Frühstück. Was ist zu tun? Eigentlich ganz einfach, sollte man meinen. Man setzt sich mit anderen ins Benehmen und macht das Nötige: Man plant die Arbeitsschritte, entscheidet sich für eine zweckmäßige Arbeitsteilung, kümmert sich um die Produktionsmittel, Roh- und Hilfsstoffe, löst anstehende technischen Probleme und geht ans Produzieren. Kategorien wie Rücksicht, Empathie, Solidarität, Teilen und dergleichen mehr passen auf all das überhaupt nicht! Die Forderung danach kommt nicht aus den genannten Inhalten.

 

*

 

Was kann man umgekehrt über eine Wirtschaft lernen, wenn in ihr Leitsterne wie Vertrauensbildung, Teilen, Empathie wichtig sein sollen? Wann kommt das Bedürfnis nach Vertrauen auf? Der Ruf nach Vertrauen kann nur dort aufkommen, wo es Gründe für Misstrauen gibt. Hätte man keine solchen Gründe, die einen vermuten lassen, dass andere einem übel mitspielen wollen, wäre der Wunsch, den anderen vertrauen zu können, inhaltsleer, käme daher gar nicht erst auf.

 

Ein allen bekanntes Beispiel ist der Markt der Bio-Produkte. Alle wissen, dass das, was man an Lebensmitteln zu kaufen kriegt, sehr häufig der Gesundheit nicht eben zuträglich ist. Ein Teil der Produzenten hat diesen Umstand als Geschäftsgelegenheit für sich entdeckt. Er bietet Produkte an, mit dem Versprechen, sie seien im Einklang mit der Natur produziert und dadurch gesünder; weil ihre Produktion aber kostenintensiver ist – die Marktwirtschaft rechnet bekanntlich in Geldgrößen -, zu einem höheren Preis.

 

Der besser gestellte Teil der Bevölkerung kann sich das leisten und tut dies zum Teil auch. Weil natürlich aber auch er weiß, dass der Zweck der Geschäfte - Bio hin oder her - der Gelderlös ist und nicht die Versorgung der Menschheit mit Waren bester Qualität, bleibt er immer vom Zweifel geplagt, ob das Bio, das am Produkt draufsteht, auch drin ist.

 

Das bleibt umgekehrt natürlich auch den Bio-Produzenten nicht verborgen. Ihre Antwort lautet Vertrauensbildung. Vertrauensbildung wird richtiggehend zum Teil ihres Geschäfts: die Konsequenz ist in Gestalt unzähliger Pickerln, Marken, Gütesiegel, Unterschriften zu bewundern. Am prinzipiellen Misstrauen der Konsumenten kann all das nichts ändern.

 

*

 

Ein weiteres Prinzip, das - folgt man Christian Felber - in unserer heutigen Welt fehlt und dessen Geltung die Welt heilen würde, heißt Teilen. Teilen muss man aber nur, wenn es zu wenig gibt, wenn Mangel herrscht. An diesem Umstand wird durch Teilen nicht das geringste geändert. Wenn – wie behauptet - wirklich Mangel herrschte, wäre die Antwort nicht teilen, sondern Produktion. Diesen Schluss will, wer das Teilen hochhält, aber ausdrücklich nicht ziehen.

 

*

 

Was lässt sich aus der Forderung bzw. dem Wunsch nach Rücksicht über den Charakter einer Wirtschaft erschließen? Ein solcher Wunsch macht nur Sinn, wenn die Leute, gehen sie einfach ihren wirtschaftlichen Interessen nach, einander laufend in die Quere kommen. Wer in der Wirtschaft Rücksicht als allgemeines Prinzip des Handelns verwirklicht wissen möchte, geht also wie selbstverständlich davon aus, dass die Interessen der in der Wirtschaft Tätigen in einem antagonistischen, einem sich wechselseitig ausschließenden Verhältnis zueinander stehen – und das nicht bloß hie und da, mehr oder weniger zufällig, sondern systematisch und prinzipiell. Nicht bloß im Sinne eines zufälligen Nicht-Zusammen-Passens von Interessen - wie etwa der eine möchte laut Musik hören, während der Nachbar seine Ruhe haben möchte.

 

*

 

Nur vor einem Hintergrund gegensätzlicher Interessen, wenn sich die Menschen, gehen sie ihren wirtschaftlichen Interessen nach, laufend in die Quere kommen, kann der Wunsch nach Empathie, mehr Ehrlichkeit, Vertrauen und Rücksicht aufkommen. Meist in der Form, die anderen mögen rücksichtsvoller sein, alle mögen im Interesse des Wohl aller - des Gemeinwohls - ein Stück weit von der Durchsetzung ihres Interesses zurücktreten. Kein Wunder daher, dass Christian Felber diese Werte bei seinen Vorträgen jedes Mal mit Leichtigkeit im Publikum abrufen kann. Andererseits ist es natürlich aber auch kein Wunder, dass diese Werte nicht gelebt werden. Es ist und bleibt nämlich ein Widerspruch, vom Willen zu erwarten, er möge mit dem, was er will, auch den Verzicht darauf, seine Beschränkung also, wollen.

 

Negative wie positive Leitsterne sind ideologische Fassungen der Konkurrenz. Die Negativen insofern sie den objektiven Gegensatz der Interessen in eine Frage falscher Einstellung der Menschen – in Egoismus und Profitgier – übersetzen und damit seine Objektivität bestreiten. Verantwortlich für die beklagten Schädigungen seien nicht die ökonomischen Interessen, sondern ihre Übertreibung; nicht Profit sondern Profitgier; nicht Gewinn, sondern Gewinnstreben.

 

Wer umgekehrt - wie Felber – dem Hunger, der Armut, der Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen mit positiven Leitsternen wie Vertrauen, Teilen, sozialer Verantwortung, Solidarität, nachhaltiger Produktion begegnen möchte, formuliert das Ideal, die ökonomischen Gegensätze wären auch ohne die mit ihnen notwendig einhergehenden Schädigungen zu haben.

 

5.      Ohne falsche Vorstellungen über die herrschende ökonomische Ordnung ist das freilich nicht zu haben

 

Vom Markt weiß er zu berichten:

 

Der „freie Markt“ wäre dann ein freier Markt, wenn alle TeilnehmerInnen dieses Treibens von jedem Tauschgeschäft völlig schadlos zurücktreten könnten. Doch genau das trifft nur auf einen Teil der Transaktionen am Markt zu.“ (ebenda, S 14)

 

Ein Machtgefälle in privaten Tauschbeziehungen wäre nicht das geringste Problem, wenn alle einander mit Achtung und dem Vorsatz der Wahrung der Würde entgegentreten würden.“ (ebenda, S 15)

 

Christian Felber merkt, dass in der Marktwirtschaft so mancher schlecht wegkommt. Worauf führt er das zurück? Welchen Mangel wirft er dem Markt vor? Dass es um Geld geht und daher die am Markt aufeinandertreffenden Interessen von Käufer und Verkäufer notwendig in einem Gegensatz stehen jedenfalls nicht. Für ihn liegt die Krux nicht in dem, worum es am Markt geht, sondern in der unterschiedlichen Verteilung der Macht zwischen den handelnden Personen. Aber selbst die unterschiedliche Machtverteilung wäre noch nicht so schlimm, würde er nicht schon wieder die angeblich falsche Kernmotivation Konkurrenz und Gewinnstreben der Menschen am Werk sehen, die diesmal verhindert, dass sich Verkäufer und Käufer auf Augenhöhe begegnen. Er ortet Egoismus, eine unanständige Ausnutzung des Schwächeren, wodurch der Markt daran gehindert wird, all die schönen Leistungen zu erbringen, die ihm von allen Seiten nachgesagt werden. Als ob nicht gerade die wechselseitige Ausnutzung der Bedürfnisse der Witz am Markt wär.

 

*

 

Wenn für den Markt produziert wird, erfolgt die Produktion nicht, um Bedürfnisse der Menschen nach Schuhen, Autos, Wohnung und dergleichen mehr zu befriedigen, sondern des erhofften Gelderlöses wegen. In einer Produktion, die Geld zum Zweck hat, ist es daher - ganz und gar nicht weiter verwunderlich! - mit dem von Ökonomen behaupteten allgemeinen Nutzen nicht weit her.

 

Wenn produziert wird, um dem Gegenüber Geld aus der Tasche zu ziehen, sind Bedürfnisse, die nicht zahlen können, ökonomisch so gut wie nicht existent, und zwar völlig unabhängig davon, wie dringend und unaufschiebbar sie sind. Bedürfnisse, von denen von vornherein klar ist, dass sie über kein Geld verfügen, finden gleich überhaupt keinen Eingang in die wirtschaftlichen Überlegungen. Denjenigen, die über die erforderliche Geldsumme verfügen, fehlt es umgekehrt aus genau demselben Grund an nichts.

 

So erklärt sich sehr einfach, wieso Bedürfnisbefriedigung auf höchstem Niveau, bis zum letzten Spleen, stattfindet und daneben elementarste Bedürfnisse nicht gestillt werden. Beides hat denselben Grund. Wenn sich eine Ökonomie wie die unsere um Kaufen und Verkaufen dreht, dann werden die vorhandenen Bedürfnisse nicht befriedigt, sondern benutzt – sie bilden den Hebel, um den anderen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

 

Da bleiben dann ganz und gar nicht zufällig und sicher nicht wegen fehlenden Respekts der Marktteilnehmer voreinander notgedrungen jede Menge Bedürfnisse – auch solche nach lebenswichtigen Gebrauchsgütern: Lebensmittel, Medikamente - auf der Strecke und gibt es auf der anderen Seite entlang der Scheidelinie von armen und reichen Käufern das Angebot von Luxusgütern vom Feinsten für die einen und jede Menge Ramsch und Massenware, Lebensmittel, die mehr krank als satt machen, für diejenigen, deren Geldbörse zwar klein, aber ob ihrer Anzahl als Geschäftsgelegenheit auch nicht zu verachten sind.

 

*

 

Weil es aus den genannten Gründen in der Marktwirtschaft allen darum zu tun sein muss, an Geld zu kommen, hat die Verwendung einmal verdienten Geldes als bloßes Kaufmittel einen Haken. Mit dem getätigten Kauf ist das verdiente Geld nämlich weg und man findet sich in der Situation, wieder Geld verdienen zu müssen. Wer über hinreichend viel Geld verfügt, gibt es daher nicht einfach aus, sondern investiert es. Er schießt Geld vor und zwar in der Absicht, es am Ende des Tages um einen Überschuss vermehrt zurückzuerhalten. Als wahrer Zweck des Geldes erweist sich damit der Gewinn oder genauer gesagt die ebenso rast- und ruhe- wie schrankenlose Bewegung der Geldvermehrung, der aller materielle Reichtum, alles Leben der Gesellschaft als bloßes Mittel untergeordnet ist. Absurd daher die folgende Behauptung von Christian Felber:

 

Ein höherer Finanzgewinn – heute gleichgesetzt mit „Erfolg“ – sagt nichts darüber aus, ob das Unternehmen die gesamtgesellschaftliche Lebensqualität hebt, den Wohlstand mehrt oder mehr Bedürfnisse befriedigt. Diesen Zusammenhang kann es geben, weshalb die Hoffnung von Adam Smith nicht aus der Luft gegriffen ist, aber es muss ihn nicht geben. Ein höherer Finanzgewinn eines Unternehmens kann genauso gut mit einem Verlust an Lebensqualität einhergehen, mit einer Minderung des allgemeinen Wohlstandes, mit der Verletzung der Menschenwürde und mit der Zerstörung von Arbeitsplätzen und der Umwelt. … Deshalb sollten wir das, was wir von den Unternehmen erwarten, direkt messen, anstatt über einen Umweg (Finanzgewinn), der viel zu aussageschwach ist für das eigentliche Ziel.“ (ebenda, S 25)

 

Wer möchte es leugnen, ein höherer Finanzgewinn sagt nichts darüber aus, ob mehr Bedürfnisse befriedigt wurden! Bloß wie kommt man überhaupt auf die Idee ausgerechnet im Gewinn der Unternehmen ein Maß der Bedürfnisbefriedigung sehen zu wollen? Dass dem nicht so ist, ist – wie ausgeführt – ja schon damit klar, dass für den Markt, damit für den Verkauf und das heißt weiter des Gelderlöses wegen produziert wird.

 

Wie verblendet muss man aber sein, selbst noch im Gewinn, dem Überschuss des Verkaufserlös über die Gestehungskosten der Waren, und das heißt in der Maßzahl der erfolgreichen Benutzung der Menschen als kostengünstige Arbeitskraft, ein Maß der Bedürfnisbefriedigung entdecken zu wollen. Eigens für diesen Beweis drechselt er aus dem Umstand, dass diejenigen, die Geld haben, das Benötigte tatsächlich kaufen und dabei gar nicht anders können, als den Unternehmern eben auch ihren Gewinn zu versilbern, auf die Existenz eines Zusammenhangs von Finanzgewinn und Bedürfnisbefriedigung, der aber leider, weil bloß zufällig, viel zu aussageschwach sei. Den Finanzgewinn abschaffen will Felber deshalb keinesfalls. Er will ihn um ein neues zusätzliches Maß ergänzen, das diesen eingebildeten Zweck des Finanzgewinns besser erfüllen soll.

 

6.      Anreize – Hebel, die Wirtschaft auf den rechten Weg zu bringen

 

Mit seiner Interpretation der jetzigen Wirtschaftsweise als Ergebnis einer falschen Einstellung der Menschen bestreitet er die Objektivität von Konkurrenz und Gewinnstreben. Warum konkurrieren dann die Menschen aber und schaden sich damit nur selbst, wenn es für dieses Verhalten doch gar keinen objektiven Grund in der Wirtschaft gibt, es vielmehr nur eine Frage ihrer Einstellung ist? Seine Antwort: Sie konkurrieren, weil sie zur Konkurrenz angereizt werden.  

 

Der Gipfel der Katastrophe: Der Gesetzgeber bevorzugt den falschen Leitstern. Das ist nicht unbedingt sofort ersichtlich… Aber im Gesetz steht, dass wir in der Wirtschaft nach Gewinn (=dem eigenen Vorteil) streben und einander konkurrenzieren sollen.“ (ebenda, S 11)

 

Der Sache nach ist das eine Tautologie - das Erklärte, die Konkurrenz, und das Erklärende, die staatlichen Anreize konkurrieren zu sollen, sind ja ident –, taugt somit als Erklärung nichts. Christian Felber aber meint, genau in dieser Idee der Anreize den entscheidenden Ansatzpunkt dafür gefunden zu haben, wie die existente Wirtschaft zu einer Gemeinwohlökonomie zu machen wäre. Sein Ideal: Die Anreize richtig gesetzt, würde sich das gewünschte Gemeinwohl wie von selbst einstellen. Wie sie zu setzen wären, um das von ihm gewünschte Ergebnis zu erzielen, darum dreht sich seine ganze weitere Konstruktion der Gemeinwohlökonomie.

 

Teil II  

 1.      Gemeinwohl muss definiert werden!

 

Das Gemeinwohl wird in einem breiten demokratischen Prozess von unten vordefiniert, später an einen direkt gewählten Wirtschaftskonvent übergeben und per Volksabstimmung in der Verfassung verankert.“ (Kurzfassung von Felber)

 

Was der genaue Inhalt von Gemeinwohl ist, steht nirgendwo geschrieben. Dieser kann nur Ergebnis einer demokratischen Diskussion und Übereinkunft sein. Allerdings wurden dazu zahlreiche Vorarbeiten geleistet.Die Ergebnisse gehen weltweit in eine ähnliche Richtung: Transparenz, soziale Verantwortung, ökologische Nachhaltigkeit, demokratische Mitbestimmung und Solidarität gegenüber allen „Berührungsgruppen“, Menschen, Tieren und Pflanzen, deren Lebenssphären von der Tätigkeit des Unternehmens berührt werden.“ (ebenda, S 25f)

 

Eines ist unmittelbar klar: Wenn erst noch definiert werden muss, was Gemeinwohl ist, kann es sich unmöglich um eine bloße Zusammenfassung der Nutzen der Einzelnen handeln. Da wüsste nämlich jeder Einzelne sofort, ob sein Wohl verwirklicht ist oder nicht. Das Gemeinwohl ist also etwas von den Interessen der Einzelnen Getrenntes, an dem sich umgekehrt die einzelnen Interessen zu relativieren haben.

 

Andererseits ist die Behauptung von Christian Felber, über das Gemeinwohl sei noch nichts gesagt, es müsse erst noch definiert werden, nicht die ganze Wahrheit. Es ist nicht zu übersehen, dass er bei Gemeinwohl nicht an die Erfüllung materieller Bedürfnisse der Menschen – an Brötchen fürs Frühstück, ordentliche Behausungen und die Minimierung des Aufwands dafür – denkt. Seine tiefgreifende Transformation der Wirtschaft soll ganz andere Bedürfnisse befriedigen, die nach „Transparenz, sozialer Verantwortung, ökologischer Nachhaltigkeit, demokratischer Mitbestimmung und Solidarität“.

 

Wozu bräuchte es soziale Verantwortung, wenn die Produktion zum Nutzen aller wäre? Ökologische Nachhaltigkeit unterstellt die laufende Ruinierung der naturischen Grundlagen der Produktion. Ginge es um die Produktion ordentlicher Lebensmittel, wäre die Ruinierung der Umwelt kontraproduktiv und die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen daher gar kein eigenes Ziel. Solidarität – sich gegenseitig zu helfen – als Leitstern ist nur dort von Bedeutung und kann auch nur dort gelebt werden, wo Menschen systematisch zu Opfern gemacht werden. Wie und mit wem sollte man sonst solidarisch sein?

 

Das Gemeinwohl, das Christian Felber vorschwebt, kommt offenbar nicht dadurch zustande, dass die Gründe all der Schädigungen – von der Unsicherheit der Existenz bis zu ungesunden Lebensmitteln – aus der Welt geschafft werden, sondern dadurch, dass den Interessen, die diese negativen Wirkungen nach sich ziehen, Mäßigung abverlangt wird. Schäden werden nicht verhindert, sondern begrenzt.

 

Kein Wunder, dass Christian Felber das einmal definierte Gemeinwohl gesetzlich vorgeschrieben – „in der Verfassung verankert“! – wissen möchte, damit es falls nötig auch gegen einzelne Interessen durchgesetzt werden kann. Diese Beschränkung des einzelnen Interesses gilt in der Gemeinwohlökonomie aber dann gar nicht als die Beschränkung, die sie ist, wurde sie doch in einem demokratischen Prozess beschlossen. Derjenige, der mit seinem Bedürfnis abblitzt, kann sehen, wo er damit bleibt. Sein Bedürfnis kriegt er zwar nicht befriedigt, aber das geht in Ordnung und sieht jeder ein, wurde es doch mehrheitlich beschlossen.

 

Die Wahrheit eines solchen Gemeinwohls – die großen Philosophen haben es treffender Allgemeininteresse genannt - ist daher die politische Gewalt! Wo Konkurrenz herrscht, ist nämlich tatsächlich Mäßigung nötig – andernfalls wäre die Konkurrenz vorbei, bevor sie richtig begonnen hat. Das bloße Funktionieren der kapitalistischen Produktionsweise braucht eine politische Gewalt, die Lizenzen dafür vergibt, wie weit die – mit Freiheit, Eigentum und Gleichheit gesetzten - gegensätzlichen Sonderinteressen im Interesse dieses Funktionierens verfolgt werden dürfen. Weil alle, die im Rahmen der Marktwirtschaft zurechtkommen wollen, darauf angewiesen sind, akzeptieren sie ihre eigene Beschränkung als fürs Ganze leider notwendig.

 

2.      Die Betriebe kriegen ein neues Ziel verordnet und messen es in der Gemeinwohlbilanz

 

Da das neue Ziel aller Unternehmen das Gemeinwohl ist, muss dieses konsequenterweise auch in der unternehmerischen Hauptbilanz gemessen werden: in der Gemeinwohlbilanz. Die bisherige Hauptbilanz, die Finanzbilanz wird zur Nebenbilanz. Sie bildet nur noch ab, wie das Unternehmen seine Kosten, Investitionen und Vorsorgen deckt, bildet aber nicht mehr das Herz des unternehmerischen „Erfolgs“. Unternehmen sollen auf dem Weg zum Gemeinwohl natürlich auch keine finanziellen Verluste machen; aber eben auch keine Gewinne um der Gewinne willen. Der Gewinn ist nur noch ein begrenztes Mittel für klar definierte Zwecke. Dem, was heute als „Überschießen“ des Kapitalismus, als „Maßlosigkeit“ und „Gier“ erlebt wird, wird ein Ende gesetzt.“ (ebenda, S 29)

 

Halten wir fest: Christian Felber möchte die Finanzbilanz um eine zweite Bilanz – die Gemeinwohlbilanz - ergänzt wissen. Die Finanzbilanz selbst bleibt damit in Kraft. Sie soll aber neben der zur Hauptbilanz erklärten Gemeinwohlbilanz nur mehr den Rang einer bloßen Nebenbilanz haben.

 

Gewinn soll auch weiterhin gemacht werden, aber nicht mehr als Zweck sondern als Mittel des Gemeinwohls. Nicht alles eignet sich aber zum Mittel für x-beliebige Zwecke. Wofür eine Sache taugt und wofür nicht, das hängt noch immer an ihren Eigenschaften. Kleinliche Fragen die einen Christian Felber offensichtlich nicht kümmern. Zu überprüfen gibt es für ihn nichts! Darin irrt er! Gewinn eignet sich einfach nicht dazu, Mittel für etwas anderes zu sein als für sich selbst. Gewinn ist der Überschuss des Erlöses eines Unternehmens über seine Kosten. Auch in der Gemeinwohlökonomie müssen die Unternehmen danach trachten, diesen Gewinn möglichst groß zu machen und sei es seines angeblichen Charakters als Mittel all der guten Vorhaben der Unternehmen wegen. Die Unternehmen müssen sich ihn zum Zweck machen. Wie geht das? Einzig dadurch, dass an den Kosten gespart wird. Der Lohn – also der Lebensunterhalt der Arbeitnehmer – bleibt dann aber auch in der Gemeinwohlökonomie die negative Größe der Wirtschaft. Auch in ihr zählt er ja zu den betrieblichen Kosten. All die aus der Marktwirtschaft bekannten miesen Resultate in punkto Arbeitszeit, Arbeitsintensität, Unsicherheit der Einkommensquelle sind dann aber - weil eben in Wahrheit gar nicht der schlechten Moral der Unternehmer, ihrer „Gier“ , ihrer „Maßlosigkeit“ oder falschen Anreizen geschuldet - auch durch eine wie ausgeklügelt immer konstruierte Gemeinwohlbilanz nicht aus der Welt geschafft. Der Widerspruch zusammengefasst heißt: der Gewinn muss, soll er ein brauchbares Mittel sein, zum Zweck gemacht werden, wird er aber zum Zweck gemacht, taugt er nicht als Mittel für anderes als sich selbst.

 

Die Finanzbilanz eignet sich nicht als Nebenbilanz. Ist sie ist in Kraft, und sie ist in Kraft, wenn sie benutzt werden soll, entscheidet sie über ökonomischen Erfolg oder Misserfolg. Dann muss sich die gesamte Geschäftstätigkeit um die Frage drehen, wie unter gegebenen Randbedingungen aus einem Geldvorschuss ein um den Gewinn vermehrter Geldrückfluss gemacht werden kann. Gelingt dies nicht, dann scheitert das Unternehmen. Dass man die Geldbilanz nicht bestehen lassen und zugleich aushebeln kann, das kann man an der Rechnerei in der Felberschen Gemeinwohlbilanz studieren.


3.     
Wie in der Gemeinwohlökonomie gerechnet wird!

 

In der neuen Hauptbilanz – der Gemeinwohlbilanz – sollen die Unternehmen Rechenschaft darüber ablegen, wie sozial, nachhaltig usw. sie agiert haben.

 

Gemessen wird das Gemeinwohl in der neuen Hauptbilanz aller Unternehmen: der Gemeinwohlbilanz. Je sozialer, ökologischer, demokratischer und solidarischer Unternehmen agieren und sich organisieren, desto bessere Bilanzergebnisse und höhere Gemeinwohl-Stufen erreichen sie: maximal sind 1000 Gemeinwohl-Punkte erzielbar.“ (Kurzfassung von Felber)

 

Es ist schon erstaunlich, was sich ein Mensch alles einfallen lässt, um angesichts der bemerkten schädlichen Wirkungen einer Gewinnproduktion, seinen Glauben aufrechterhalten zu können, diese vorfindliche Wirtschaft ließe sich in den Dienst eines von ihm definierten Gemeinwohls stellen. Eigens dafür kreiert Christian Felber eine neue Maßzahl – Gemeinwohlpunkte(!) – die den Erfolg von Unternehmen in Sachen Beitrag zum Gemeinwohl messen soll.

 

Gemessen wird da freilich nichts. Nicht alles kann man nämlich messen. Messen, sprich quantitativ erfassen, kann man nur Größen, die ihrer Natur nach quantitativ sind: Gewicht, Temperatur oder Längen. Dies trifft aber auf Rücksicht, Teilen, Solidarität, Empathie und dergleichen mehr mit Garantie nicht zu. Man kann empathisch, kann solidarisch sein oder auch nicht, man kann teilen usw. Eine Zahl kommt diesen Eigenschaften aber nicht zu, ebenso wenig wie Farbe oder Geruch.

 

Die Wahrheit ist daher eine andere. Mit der freihändigen Einführung von Mess- und Zielgrößen wird das Gemeinwohl nicht gemessen, sondern in Gestalt quantitativer Zielgrößen überhaupt erst definiert. Unternehmen erhalten für verschiedene gewünschte Verhaltensweisen eine willkürliche Anzahl an Gemeinwohlpunkten. Maximal 1000 Punkte können die Unternehmen insgesamt kriegen! Katastrophenkarenz etwa soll 10 Punkte bringen, eine maximale Einkommensspreizung im Unternehmen von 1:10 20 Punkte, Teilnahme an einem genormten Generationenvertrag - was immer das sein soll – 25 Punkte usw. usf. Rauskommt durch aufaddieren dieser Punkte eine Maßzahl, die den Beitrag des Unternehmens zum Gemeinwohl beziffert. Die Absurdität dieser Konstruktion und wie wenig sie mit irgendjemandes Wohl zu schaffen hat, wird klar, wenn man sich fragt, was ein Beitrag von z.B. 800 Punkten zum Gemeinwohl sein soll. Aber genau diese Zahl ist die einzige und abschließende Auskunft über den Beitrag eines Unternehmens zum Gemeinwohl.

 

Die Unternehmer sollen ihren Beitrag zum Gemeinwohl in Form dieses Punktesystems bilanzieren. Da stellt sich natürlich die Frage: Was machen die Unternehmer mit all den schönen Punkten, die sie sammeln? Einfach Geld, das sie lukrieren, sollen sie ja gerade nicht sein. Kaufen kann man sich mit ihnen also nichts. Bloß an den Hut stecken sollen sie sich die Punkte andererseits aber auch nicht. Dann wäre die Gemeinwohlbilanz endgültig ein bedeutungsloses Beiwerk. Die Antwort:

 

Die Unternehmen mit den besten Gemeinwohlbilanzen erhalten rechtliche Vorteile. Niedrigere Steuern, geringere Zölle, günstigere Kredite, Vorrang beim öffentlichen Einkauf und bei Forschungsprogrammen, … Dadurch können sie ihre höheren Kosten decken.“ (Kurzfassung Gemeinwohlökonomie von Felber)

 

Das gewünschte Ergebnis soll dadurch erreicht werden, dass die Punktesammelei in der Finanzbilanz Wirkungen zeitigt. Wenn man aber auf diese verordnete Wirkung in der Finanzbilanz setzt, wird diese Finanzbilanz nicht nur nicht außer sondern ganz im Gegenteil erst recht in Kraft gesetzt. Aller Dialektik von Haupt und Neben zum Trotz ist die Bilanz, auf die es wirklich ankommt, nach wie vor die Finanzbilanz.

 

Wie kommt wahres Gemeinwohl zustande? Gemeinwohl muss sich für die Unternehmen rechnen - in Geld versteht sich! Was sich nicht rechnet, das passiert auch in der Gemeinwohlökonomie nicht. Der Verzicht von Unternehmen, auf die eine oder andere geschäftsnützliche Schweinerei, will belohnt sein. Eine schöne Auskunft über die neue „Kernmotivation“ der Unternehmer!

 

Die Unternehmen kriegen aber neue Kalkulationsgrundlagen. Die neue Frage in der Gemeinwohlökonomie lautet: Was wirkt sich günstiger auf meinen Gewinn aus, ein wenig die Löhne zu drücken und die Umwelt zu versauen oder darauf zu verzichten, dafür Gemeinwohlpunkte kassieren und in den Vorteil in Form günstigerer Steuersätzen und von Förderungen zu kommen. Auf die Buchhaltung der Unternehmen kommt also die neue Aufgabe zu, den richtigen Mix aus Versauen der Umwelt, niedrigen Löhnen und kassieren von Gemeinwohlpunkten zu finden, damit das Betriebsergebnis passt.

 

Gewährte Steuervorteile fallen nicht vom Himmel, verlangen vielmehr nach Gegenfinanzierung. Woher die kommt ist schon jetzt absehbar: von den Unternehmen, die ihr Geschäft machen, ohne sich – wegen ihrer höheren Produktivität - groß um das System der Gemeinwohlpunkte kümmern zu müssen. Die Verdreckung der Umwelt wird also auch in der Gemeinwohlökonomie nicht nur nicht zu kurz kommen, sie ist sogar unterstellt, soweit Quersubventionierung möglich sein soll.

 

Die andere absehbare Wirkung sind höhere Preise und damit eine Verkleinerung des Anteils am gesellschaftlichen Produkt, der den Arbeitnehmern zugutekommt. Der Lohn bleibt also nach allen Seiten – in seiner Rolle als Bezahlung für die Überlassung der Arbeitskraft ebenso wie in seiner Rolle als Realisator des Gewinns von Unternehmern - auch in der Gemeinwohlökonomie die negative Größe der Wirtschaft. Kein Wunder daher, dass Christian Felber einen Mindestlohn für nötig hält. Die Höhe an die er denkt - noch nicht einmal 1500 Euro und das bei einem insgesamt höheren Preisniveau - spricht Bände über das Schlaraffenland, das in der Gemeinwohlökonomie ausbrechen wird!


4.     
Wenn das Ergebnis nicht passt

 

So ganz rechnet offenbar auch Christian Felber nicht damit, dass sein Ideal von Gemeinwohl allein vermöge seines Systems der Gemeinwohlpunkte erreicht wird. Überall dort, wo er Ergebnisse vermutet, die ihm nicht passen, geht er dazu über, dieses System durch zusätzliche Verbote zu ergänzen. Am Eigentum stört ihn folgendes:

 

Die Absolutstellung des Eigentumsrechts ist heute zur größten Gefahr für die Demokratie geworden. Durch die Nichtbegrenzung des Eigentumsrechts sind einige Personen und Unternehmen so reich und mächtig geworden, dass sie die Medien dominieren und politische Prozesse zu ihren Gunsten lenken können. Das widerspricht dem demokratischen Grundprinzip der gleichen Rechte, Chancen und Beteiligungsmöglichkeiten für alle.“ (ebenda, S 61)

 

Mit dieser Kritik hat er sich sehr zu Unrecht den Verdacht eingehandelt, er wäre ein „kommunistisch angehauchter Revolutionär“ (Die Presse, 1.2.2011), der den ehemaligen Sozialismus kubanischer Prägung als Modell der Zukunft verkaufe möchte (Die Presse, 24.4.2011). Anders als ihm unterstellt wird, ist seine Kritik nämliche keine Kritik des Eigentums und des mit ihm gesetzten Ausschlusses der Menschen vom vorhandenen Reichtum, der den meisten nur eine Alternative lässt: Arbeit im Dienste und zum Nutzen fremden Eigentums. Daran kann er wirklich und wahrhaftig nichts Kritikables finden:

 

Eine TischlerIn, HandwerkerIn, WirtIn, Software-ProgrammiererIn, ArchitektIn oder BlumenhändlerIn ist UnternehmerIn, sie besitzt Privateigentum, aber sie schadet niemandem und gefährdet niemandes Freiheit, solange sie nicht die Macht dazu hat. Deshalb sollten kleine Unternehmen auch in Zukunft zur Gänze im Privateigentum bleiben dürfen.“ (ebenda, S 66)

 

Nicht das Eigentum selbst ist für ihn das Schlimme, sondern die Verfügung über zu großes Eigentum durch einzelne Privatpersonen, die dadurch in der Lage sind, „politische Prozesse zu ihren Gunsten zu lenken“. Bedroht sieht er dadurch außerdem nicht die Arbeitnehmer, bedroht sieht er die Herrschaft, genauer ihre demokratische Verlaufsform.

 

Der Schluss, den er aus dieser falschen Kritik zieht – falsch deshalb, weil nicht zu übersehen ist, dass das Eigentum seine Geltung doch einzig und allein genau der Demokratie verdankt, die er durch es bedroht sieht – Eigentum und damit Ausschluss vom vorhandenen Reichtum soll und darf es ruhig auch in der Gemeinwohlökonomie geben, die private Verfügung darüber, der Nutzen, den der Eigentümer aus seinem Eigentum ziehen kann, den will er aber beschränkt wissen. Sein widersprüchliches Ideal auf den Punkt gebracht: eine Welt des Eigentums ohne private Nutznießer. Weil Christian Felber das Gemeinwohl ausgerechnet dadurch verhindert meint, dass hier und heute alle dazu ermutigt werden, ihren privaten Nutzen zu verfolgen:

 

Wenn all den eigenen Vorteil im Auge haben, behandeln sie die anderen nicht mehr als Gleiche, sondern als „Instrumente“ und gefährden dadurch die Freiheit aller.“(ebenda S 15),

 

wäre dieses Gemeinwohl für ihn erst dann endgültig verwirklicht, wenn auch die Eigentümer das Ihrige nicht mehr in den Dienst des eigenen Nutzens stellen könnten. Wenn es garantiert keinen mehr gibt, der in der Ökonomie seinen eigenen Nutzen verfolgen darf und will.

 

Befangen in quasireligiösem Sendungsbewusstsein gilt ihm alles und jedes an Allmende und Genossenschaft – von der Biolandwirtschaft „Sekem“ in Ägypten, in der sich die Beschäftigten frühmorgens versammeln, um „gemeinsam den vorangegangenen Tag zu würdigen und den neuen zu begehen“ (ebenda, S 113), einem Modeunternehmen mit dem bedeutungsschwangeren Namen „Göttin des Glücks“, das Gewinne „für wohltätige Zwecke“ spendet, über den heimischen Schokoladeproduzenten „Zotter“, der unter dem Stichwort der Nachhaltigkeit hochpreisige Schokolade für die betuchtere Kundschaft produziert, bis zur Grameen-Bank mit ihren Mikrokrediten - kurz alles was sich Solidarität, Miteinander, Teilen, Empathie, Nachhaltigkeit oder Fair Trade auf die Firmenbrust heftet, als ein erstes und schönes Stück Verwirklichung seiner guten Gemeinwohl-Welt.

 

Was es mit diesen Unternehmen, insbesondere der Grameen-Bank und ihren Mikrokrediten und dem Label Fair Trade auf sich hat, das ist in einem Anhang zu diesem Beitrag beleuchtet.


5.     
Der Gehalt des Gemeinwohls

 

Was ist jetzt der Inhalt dieses Gemeinwohls? Worin besteht es? Darin dass alle zu ihrem Nutzen kommen? Offensichtlich nicht! Wenn der Zweck der Gemeinwohlökonomie aber nicht die Befriedigung der Bedürfnisse ist, sondern Teilen, soziale Verantwortung - die gerechte und transparente Beschränkung der Bedürfnisse -, dann besteht der versprochene Nutzen darin, dass es in der Gemeinwohlökonomie endlich wirklich um diese hohen moralischen Werte geht. Der versprochene Nutzen besteht darin, dass in der Gemeinwohlökonomie die Produktion endlich und wirklich ganz in den Dienst des Anstands gestellt wird; darin, dass in ihr das moralische Beiwerk des Kapitalismus endlich wirklich zur Hauptsache wird. Dann besteht die intendierte und versprochene Zufriedenheit der Menschen darin, den allseits gelebten Anstand zu genießen. Dagegen sind wir!! Oder, um es mit Brecht zu sagen: „Überhaupt, wenn es so große Tugenden gibt, das beweist, dass da etwas faul ist“(Berchtold Brecht, Mutter Courage und ihre Kinder).