GegenStandpunkt & Diskussion
Der
Krieg in und gegen Syrien
Wer hat in Syrien die ehrenwertesten Gründe, Menschen umzubringen?
Montag, 21. Oktober um 19 Uhr, Café 7stern,
Siebensterngasse 31, 1070 Wien
Dienstag, 22. Oktober um 19 Uhr im „Spektral“, Lendkai
45, 8020 Graz
Im inzwischen 3. Jahr des syrischen „Bürgerkrieges“ kam es im August zu einem
Giftgaseinsatz. Schon mehrere Male sind, wurde berichtet, in Syrien chemische
Waffen verwendet worden. Als Urheber identifizierten die Kriegsparteien jeweils
die andere Seite. Im August war gerade eine UNO-Kommission in Damaskus
angekommen, die diese Vorfälle untersuchen und die Verantwortlichen – mutmaßlich
das „Assad-Regime“ – ausfindig machen sollte, als in den Vororten der jüngste
Giftgasangriff erfolgte. Dieser Angriff soll, so mehrheitlich die westlichen
Medien, aufs Assads Konto gegangen sein – ausgerechnet unter den Augen besagter
Kommission.
Warum nahm US-Präsident Obama diesen Chemiewaffeneinsatz zum Anlass der
Ankündigung, die von ihm vor 2 Jahren gezogene „rote Linie“ sei nun
„überschritten“, ein militärischer Schlag der USA gegen das für verantwortlich
erklärte Assad-„Regime“ unvermeidlich?Warum stellten sich Amerikas Kriegspartner
im letzten Libyen-Krieg, die Regierungen von Frankreich und Großbritannien, ohne
Zögern hinter Obamas Interventionsankündigung? Warum erwartete die westliche
Öffentlichkeit, dass Obama jetzt beginnt, das seit über 2 Jahren erklärte Ziel
„Assad muss weg!“ „endlich“ militärisch durchzusetzen? Warum stellte der
Nobelfriedenspreisträger im Oval Office gegen diese Erwartungen klar: Ein
ordentlicher Schlag gegen Assad soll es schon sein – den Krieg entscheiden und
den Bösen entmachten wolle er allerdings nicht? Aber doch dafür sorgen, dass die
Opposition besser ausgerüstet werde, damit sie dem „Assad-Regime“ und seinen
Unterstützern den Garaus machen könne.
Warum sah Obama von dem bereits beschlossenen und von einem Senatsausschuss
gebilligten Militärschlag ab, als die russische Regierung Assad dazu drängte,
auf sein Chemiewaffenarsenal zu verzichten, und der einwilligte? Warum erhält
Obama seine Interventionsdrohung weiterhin aufrecht und beliefert direkt und
indirekt Assads Feinde mit Waffen und Informationen, damit die das
Bürgerkriegsgemetzel effizienter weiterführen können? Und warum geht der Krieg
der verschiedenen – untereinander verfeindeten – Rebellenarmeen gegen die
syrische Armee und die sie unterstützenden
Volksteile unvermindert weiter, von denen die einen (diverse
Rebellentruppen und die „Freie Syrische Armee“) von westlichen Staaten und
Ländern des Nahen und Mittleren Ostens mit Waffen ausgestattet werden, die
anderen (Assad-Regierung und Assad-treuen Milizen) von Russland und Iran?
Rückblick: In Syrien kämpfen Regierung und Oppositionelle seit gut 2 ½ Jahren um
die Macht. Es herrscht Bürgerkrieg. Hiesige Politik und Öffentlichkeit stellen
von Anfang an klar, dass „wir“ da betroffen seien und Partei ergreifen müssten,
und zwar auch gleich, für und gegen wen: Die Aufständischen seien die Guten,
weil „zivile Opfer“ von Assad, seiner Regierung und seinem Militär; Letztere
seien folglich die Bösen. Im Namen der „Opfer“ Partei zu ergreifen gegen Assads
– nicht mehr legitime Regierung, sondern – „Regime“, gehört hierzulande seither
zur Political Correctness – ist aber unredlich. Denn wenn sich die Parteien im
syrischen Bürgerkrieg an etwas nicht unterscheiden lassen, dann daran, dass sie
Opfer produzieren. Das tun sie alle. Allenfalls unterscheiden sie sich dabei
durch die Durchschlagskraft ihrer Waffen und durch deren Lieferanten.
*
Neben den Gruselmeldungen informieren die Medien, welche großen und kleineren
auswärtigen Mächte welche Interessen am syrischen Bürgerkrieg haben und womit
auch sie am Kampf beteiligt sind: Die USA und Israel wollen das Ende von „Assads
Syrien“, das sich ihnen im „wichtigen“ Nahen Osten entgegenstellt, das mit dem
Iran bündelt und auch im Libanon und im Gaza-Streifen Bündnispartner
unterstützt, die vom Westen verurteilt werden. Saudi-Arabien, die Vereinigten
Arabischen Emirate und andere Golfmonarchien bauen sich mit Propaganda und
Waffen für Assads Gegner als arabische Gegenmacht gegen den Iran auf. Die Türkei
erklärt sich als unmittelbarer Nachbar Syriens für die Entscheidung der
innersyrischen Machtfrage für mitzuständig und betätigt ihre geostrategische
Zuständigkeit mit Waffenlieferungen an ihre Klienten unter der Opposition.
Russland hat ein weltpolitisches Interesse am Stützpunkt Syrien und daher an der
traditionellen Waffenbrüderschaft mit Assad; denn über die ist es im Nahen Osten
als Regionalmacht präsent, um sich gegen die dort dominanten USA einen Rest an
Einfluss zu erhalten. So wird der westliche Bürger kundig gemacht über die
machtpolitischen und militärischen Strategien, für die der Sieg der einen oder
der anderen Seite im Bürgerkrieg gut oder schädlich ist. Mit dem Feindbild
„Assad schießt auf sein Volk!“ (auf wen schießen die oppositionellen
Bürgerkriegstruppen, wenn sie Assad-treue Volksteile beschießen?) ausgestattet,
soll er dennoch denken: Es gehe – aber nur dem Westen! – um den „Schutz der
Zivilbevölkerung“. Krieg – von Seiten des Westens natürlich ein „humanitärer“,
der „endlich dem Gemetzel ein Ende setzt“ – sei einfach fällig!
*
Eigenartig: Ein angekündigter Krieg findet dann ausnahmsweise einmal (noch?)
nicht statt. Warum ist die Öffentlichkeit ein paar Tage lang etwas ratlos, warum
schwankt die Meinungsbildung pluralistisch zwischen „Obama feige und zögerlich
wg. Kriegsmüdigkeit in den USA“ oder „abgelenkt vom Budgetstreit mit den
Republikanern“ oder „auf einen Russen-Trick reingefallen“ bzw.: Was ist
eigentlich mit Obama los, der einmal „endlich den Mut aufbringt“, „dem Tyrannen
in Damaskus“ ein für alle Mal das „blutige Handwerk zu legen“ und ihn dann
wieder als ernstzunehmenden Partner bei der Chemiewaffenabrüstung hoffähig
macht?
*
Eine etwas abweichende Meinung über die tatsächliche Lage und die Kalkulationen
der Beteiligten, insbesondere der amerikanischen Supermacht, gibt es am
Montag, 21. Oktober um 19 Uhr, Café 7stern, Siebensterngasse 31, 1070 Wien
Dienstag, 22. Oktober um 19 Uhr im „Spektral“, Lendkai 45, 8020 Graz